Von Bernhard Grdseloff
Während im Rest der Karibik diese Methode vorherrscht, erfanden die französischen Inseln den "Rhum Agricole": Destilliert aus reinem, frisch gepreßtem Zuckerrohrsaft. Gerade zwei Prozent der Weltproduktion werden auf diese Weise von einem Dutzend Landgüter in Martiniques und einer weiteren Handvoll in Guadeloupe erzeugt. Die "Habitation" genannten Nobelplantagen stehen den berühmten Wein-"Chateaus" im Mutterland um nichts nach: Jedes ein Schmuckkästchen, in dem Besucher durch die Produktionsstätten und die Lagerkeller mit duftenden Eichenfässern schlendern und den noblen Rum verkosten können.
"Das Aroma des Zuckerrohrs ist im vulkanischen Norden anders als im trockenen Süden, außerdem gibt es 250 verschiedene Sorten - ein Kenner kann das schmecken wie beim guten Wein die Traube", schwärmt Fayad. Während der alte Rum Farbe und Tannin der Eichenfässer annimmt, ist der junge weiße besonders fruchtig. Man trinkt ihn als Aperitif und auf den Inseln meist als "Ti' Punch": Pur, mit einem Schuß Zuckerrohr-Sirup und einer Limonenscheibe.
Selbst testen: Wer brennt den edelsten Rum?
Der beste Rum der Karibik kommt aus Martinique und Guadeloupe: Doch welcher schmeckt am besten? - Probieren Sie es selbst an Ort und Stelle aus: Die meisten Destillerien laden zur kostenlosen Degustation ein.
Selbst Fachleute streiten aber, was für den edlen Geschmack und das feine Aroma entscheidend ist. Michel Fayad von der Destillerie St. James in Martinique und Hervé Damoiseau aus Guadeloupe schwören auf dien Boden und die Rohrsorte. „Nur die Verarbeitung zählt," widersprechen Pascal Marsol, Chef der Domaine Séverin, und Reymond Bicharas, Hersteller des "Madras"-Punsch . „Das Rohr muß sofort nach der Ernte gepreßt und vergoren werden."
Wie die Weingüter bieten die Rumbrennereien Besuchern Gratiskostproben an. Für eine Testrunde entlang der Rumroute sollte man sich freilich ein paar Tage Zeit nehmen. Denn nicht nur die Destillerien selber - meist noch mit Dampf oder Wasserrädern betrieben - sind sehenswert, auch die alten Herrenhäuser und Parks der Landgüter widerspiegeln die Geschichte der Inseln.
Die schönsten Destillerien
Destilletrie | Lage | Besonderheiten - Sehenswürdigkeiten | Rumspeziallität |
Clément |
Martinque Le François |
1820 erbautes Herrenhaus mit Originalmöbeln; als Museum gestaltetes Rumlager; 17 ha Park |
Hervorragender 76er, sehr aromatisch |
Dépaz |
Martique Saint-Pierre |
Liegt traumhaft am Mt. Pelée; Besucherpfad durch laufende Produktion mit Dampf- + Wasserradantrieb |
50%iger goldener "Rhum Doré" |
Neisson |
Martinique Carbet |
Hübsche kleine Anlage mit Besucherzentrum, eingebettet in eigene Rohrplanntage |
Brester weißer Rum für "Ti' Punch" |
St. James |
Martinique Sainte-Marie |
Herrenhaus beherbergt Rummuseum (geführte Touren); Bummelzug zum nahen Bananenmuseum |
"Hors d'ages" - große Goldmedaille 2003 |
Démoiseau |
Guadeloupe La Moule |
Zuckerrohr wird zur Erntezeit noch mit Ochsenkarren angeliefert - sehr ursprüngliche Anlage |
15-jähriger Rum mit feinem Rohraroma |
Reimonenqu |
Guadeloupe Sainte-Rose |
Rummuseum mit Ausstellung alter Windjammer, Handwerksmuseum und Insekten-Sammlung |
Weißer "Coer de Chauffe" |
Séverin |
Guadeloupe Sainte-Rose |
Werk läuft noch mit Wasserantrieb; Flusskrebszucht Restaurant; PLantagentour mit Bummelzug |
Fruchtpunsch aus eigenem Rum |